Stefan Pleger,
13. September 2021
Heute ging es ab in den Süden. Uganda liegt ja direkt am Äquator, trotzdem waren bis vor kurzem alle unsere Standorte noch auf der nördlichen Hemisphäre.
Das hat sich nun geändert. Mit dem Bau von Nkozi, einem Integrativen Schulareal für in Summe 500 Kinder mit und ohne Behinderung sind wir auch auf der südlichen Halbkugel aktiv.
Auf dem Weg dorthin gab es beim Überqueren des Äquators natürlich ein Foto mit Betty und den Bauarbeitern, die mit waren.
Und zwischendurch war ich noch unterwegs, um einige Lehrer und Lehrerinnen beim „Homeschooling“ zu überraschen.
Und ich muss sagen ich bin echt zufrieden, wie das so läuft.
Mittwoch
Der Tag hier in Nakaziba im „College of practical skills“ beginnt immer so um 6:30 mit der Arbeitseinteilung. Der Großteil der Jugendlichen sind die halbe Woche bei der Farmwork, die andere Hälfte in den Workshops. Derzeit muss viel gejätet werden, und zwar alles per Hand. Maschinen gibt es keine.
Mit den Maurerlehrlingen haben wir heute ein neues Bauprojekt in Angriff genommen. Ein anständiger Kuhstall, Schweinestall und zwischendrin eine kleine Biogasanlage soll entstehen.
✘ Aber zuerst mal Bauplatz roden.
✘ Natürlich ohne Maschinen.
Die anderen Projekte - wie etwa die Fischzucht - laufen sowieso. Hier das Aufstreifen der Eier.
❃ Sozusagen ugandischer Kaviar.
Betty kam am Nachmittag vorbei, weil wir ein Meeting angesetzt hatten.
Doch davor gings noch durch alle Departments, um die Lernfortschritte zu sehen,
wie hier in der Schneiderei.
Ein Punkt im großen Meeting mit den Jugendlichen war die Vorstellung unserer neuen Lokalwährung, die wir einführen, um die internen Wirtschaftskreisläufe nicht nur zu stärken, sondern auch verständlich zu machen und den Jugendlichen den Umgang mit Geld zu lehren.
Bisher gab es ein Taschengeld, das zum Einkaufen von Seife, Sandalen oder auch kleinen Snacks verwendet wurde. All das produzieren wir bei KINDERN EINE CHANCE aber auch selbst. In der Küche, der Schusterei oder in Sonderworkshops. Irgendwann soll es auch das eigene, von der Cateringgruppe geführte Restaurant geben. Auch dort soll dieses Zahlungsmittel gelten.
Zuerst Waterdepartment, dann Special Needs Department, dann Baubesprechung und dann noch ein Treffen mit einer anderen Organisation, die mit uns „koordinieren“ möchte. Sprich sie hoffen, dass KINDERN EINE CHANCE sie finanziert.
Mittags habe ich mich dann mit Betty, unserer Geschäftsführerin, einfach zu zweit in eines der kleinen Straßenrestaurants zurückgezogen und geredet. Bei uns würde man wohl Supervision sagen…. und manchmal kann man das wirklich brauchen. Tendenziell berichtet man ja immer über das Schöne, die Erfolgsstories und was gut gelaufen ist.
Ich habe lange überlegt, ob ich das posten soll, aber es gibt immer wieder Tage, die emotional extrem fordernd sind. Nicht nur für die, die hier in Uganda sind, sondern auch für die, die in Österreich involviert sind. So kam gestern Abend über WhatsApp noch der Bericht der Sozialarbeiter über die Ereignisse des Tages: → ➥
Gift, ein Mädchen, das wir jahrelang unterstützt haben, ist verstorben.
Und ich weiß, in Österreich hätte es überlebt.
During our field visit, we have found a child called muwanguzi vicent 4yrs,diagonised with celebral palsy, village mugongonjovu sekanyonyi subcounty. The child lives with the mother, ther father abandoned the family and the mother is just a peasant farmer. The child has epilepsy and the mother had never taken him to hospital. We took the child to mityana hospital on 13th monday and the doctor informed and advised us that before the child starts epileptic medicine, he has to first have nutritional food atleast for two months because he was in poor state. We started to give this child nutritional food as we prepare him for the medical treatment.
An Tagen, an denen man Nachrichten wie diese verdauen muss, hilft es mir mit den Kindern in unseren Einrichtungen zu spielen, oder etwa der kleinen Maggi einfach beim Perlen auffädeln zu zuschauen. Was ich heute Nachmittag tat.
Sie hat sich über mein Interesse gefreut und ich war ihr dankbar, dass sie mich auf fröhliche Gedanken gebracht hat.
Um 6:30 gehts los Richtung Kamusenene. Kurz nach acht erreichen wir die Grünerbl Schule. Gleich am Eingang steht der Kanister zum Händewaschen und auf einem selbst gemalten Plakat stehen die Corona Regeln.
Die Kinder sind in Kleingruppen aufgeteilt und werden vor allem im Freien unterrichtet. Eigentlich sind die Schulen ja nach wie vor geschlossen. Eine Maßnahme, die hier keiner mehr versteht. Wir sind also nach wie vor im „Homeschoolmodus“. Nur ein kleiner Teil der Schülerinnen und Schüler wird in der Schule unterrichtet. Die anderen irgendwo unter Bäumen in den Dörfern. Zumindest bei uns. Kinder, die in staatliche Schulen gingen, haben zum größten Teil seit März 2020 keinen Lehrer mehr gesehen.
Nateete war der erste Ort, an dem wir unser Konzept des integrativen Schulareals umgesetzt haben. So gibt es auf dem Gelände eine Behinderteneinrichtung, einen Kindergarten, eine Primary School und auch eine Secondary School. Auch hier: Unterricht im Freien.
Am meisten los ist eindeutig in der Behinderteneinrichtung. Mit 70 Kindern ist sie zwar auch nicht voll belegt, aber mehr dürfen wir hier derzeit nicht unterbringen. In Normalzeiten können hier bis zu 140 Kindern leben.
Bei den ersten Vorträgen über KINDERN EINE CHANCE sprachen wir von einer Bevölkerung von 30,4 Millionen.
Heute hat Uganda 45,8 Millionen Einwohner.
Eine Steigerung um 50%.
Die Bevölkerung Österreichs ist in selben Zeitraum um nicht einmal 10% gewachsen.
✘ Die Herausforderungen, die einem Land daraus erwachsen, sind vielfältig.
✘ Die Ernährung der wachsenden Anzahl von Menschen ist nur eine davon.
✽ Kondition ist gefragt! ✽ und weiter ▶
Gut 200 Kilometer auf Straßen, die zum Teil so wie auf dem Foto links ausschauen können, ganz nett schlauchen.
Trotzdem haben wir als Organisation nach wie vor keine Autos.
Wir wollen uns bewusst nicht von der Bevölkerung abheben. Denn hier kann sich fast niemand ein Auto leisten. Von den über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat nur Ceasar, unser lokaler Obmann, ein Auto.
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