...früher

Herr Dir. Paul Kreiseder erhzählt uns wie es früher in Seeham war, als noch Flachs angebaut wurde und das Brecheln ein Ereignis war.

Früher in Seeham,
Herr Direktor Paul Kreiseder erzählt

Aufnahme

des Gesprächs („Tontechnik“):
Anna Schlabitz und Jacqueline Schorn
Niederschrift: Frau Sabine Schlabitz

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Der Paul Seppi-Bauer ist einer der bekanntesten Bauernhöfe in Seeham. Es gibt für diesen Hof mehrere Ausdrücke. Viele nennen den Hof Landwirt, andere sagen Agrarwirt oder Biobauer, Körndlbauer (der baute Getreide an) oder Hörndlbauer (der züchtete Vieh). Einige von den Schülern kennen vielleicht aus Erzählungen von den Großeltern, dass in der Zeit des 2. Weltkrieges der Ausdruck von „vollerwerbstätigen Bauern“ und „Selbstversorger“ gängig war. Die Ausdrücke sind dadurch entstanden, da früher auf den Bauernhöfen alles selbst erwirtschaftet: Milch, Butter, Eier, Getreide, Mehl und Gemüse, Früchte und alles was man zum täglichen Leben brauchte. Alles andere war in den privaten Gärten bewirtschaftet und somit erlangte der Bauer einen höheren Stand gegenüber den anderen Leuten. Die Produkte die für den Eigenverbrauch zuviel waren hat man abgeliefert für die Verpflegung der Allgemeinheit.
Es hat noch einen Erwerbszweig gegeben und zwar den Flachsanbau. Im heurigen Schuljahr haben die Schüler ein zusätzliches Lehrfach besucht : „Vom Flachs zum Tuch“. Somit haben die Schüler schon Vorkenntnisse zum Thema Flachs und haben sich auf den Besuch am Bauernhof gut vorbereitet. Der Flachs war das Naturprodukt für Bekleidung, Textilien des täglichen Gebrauchs. Der Flachsanbau und die Flachsverarbeitung schritt über Generationen hinweg, doch leider war es dann so, dass die Mechanisierung in den 50er-Jahren in der Seehamer Gegend den Flachsanbau verdrängte.
Herr Steiner hat sich aber mit dem „Brechlbad“ etwas ganz besonderes einfallen lassen, er hat das in Erinnerung gerufen so wie es früher einmal war.
Wie alle Schüler feststellen konnten, ist Flachsanbau eine recht zeitintensive Arbeit. Auch in der Zeitung sind einige Artikel der Schüler gedruckt in der die Arbeitschritte der Schülergruppe dokumentiert sind. Die Kinder haben schon Flachs geerntet, oder Flachsmännchen gebastelt. Es wurde auch „geriffelt“, eine Vorgangsweise in der man den Samen vom Flachs trennt, den Samen (Leinsamen) konnte man sehr gut als Tierfutter verwenden, aber auch als Heilmittel konnte man diese Samen verwenden. Der Leinsamen wurde gesotten und auf die verletzten Stellen aufgetragen.
Es gibt auch eine Pflanze „Haar“ genannt. Diese Pflanze hat außen Bast und innen einen Hohlraum und in diesem Hohlraum ist dann das Haar, bzw. der Faden drinnen.
Die Fäden hat man früher auf dem Feld zum Trocknen aufgelegt und nach ca. 3 Wochen war der steife, brüchige Faden ganz weich wie Seide. Die Flachsfäden wurden zu Bündeln zusammengetan und nach Hause genommen zum Trocknen. Nach einiger Zeit wurde das Flachs zum Dreschen vorbereitet. In Seeham gab es früher 13 Dresch-Stellen. Die Dorfbauern von Seeham fuhren immer nach Graham, da wo jetzt das Gasthaus Grabensee steht. Damals musste man zu Fuß dorthin gehen oder mit dem Rad fahren um einen Termin zu vereinbaren. Und wenn dann der Tag gekommen ist, hat man die Flachsbündeln und Holz zum Heizen auf die Leiterwägen gepackt und zu diesem Bauern gefahren. Dort angekommen holte man die Bündeln runter und legte sie auf, so wie es Herr Steiner schon vorbereitet hat. Dann wurde eingeheizt und das Flachs wassergeschützt aufgebreitet. Dann konnte man wieder nach Hause fahren, aber einer, meistens der Vater musste so um Mitternacht noch mal dorthin um nachzuheizen. Die ganze Familie machte sich dann auf den Weg zum getrockneten Flachs. Die Männer mussten die schwere Arbeit verrichten. Das getrocknete Flachs wurde dann gedroschen.
Ein Drescher waren zwei Holzteile mit denen man auf das Flachs einschlug, bis dieses ganz weich wurde und sich der Bast löste. Die Frauen machten die leichtere Arbeit, sie droschen mit nicht so schweren Geräten. Nach ein bis zwei Tagen harter Arbeit konnte man dann feststellen wie viel Flachs man zum Spinnen weiterverwenden konnte.
Man hatte aber auch viel Spaß bei der Arbeit. Viele junge Leute erlaubten sich einige Scherze z.B. ölte man die Griffe der Holzdreschen ein oder man benutzte die Abfälle des Dreschens als Juckpulver.