Am Tag vor unserer Abreise darf ich unseren einmonatigen Aufenthalt in Zigoti Revue passieren lassen und es geht mir schier das Herz über! Vor einem Jahr waren wir hier und waren total beeindruckt, was Kindern eine Chance in einem Jahr seit Bestehen geschafft haben. Natürlich waren wir das ganze Jahr über auf dem Laufenden, was in dem Projekt in Uganda alles geschieht, auch durch das Lesen der Reisetagebücher waren wir immer mit Gabriele und Stefan (1) eigentlich live vor Ort. Was wir aber heuer bei unserer Ankunft sehen und feststellen konnten, war überwältigend und hat uns wie selten etwas in unserem Leben (außer die Geburt unserer Tochter!)beeindruckt. Dass man innerhalb eines Jahres in einem Projekt (2) in Afrika derartige Fortschritte machen kann, habe ich nicht für möglich gehalten.
Die Kinder sind schon am Flughafen auf uns zugestürmt, glückliche, freudig erregte Kinder (3), sodass mir sofort wieder das Herz übergegangen ist. Am nächsten Tag haben wir dann gesehen, was allein in der Schule alles geschehen ist und welche Weiterentwicklung festzustellen ist. Die Kinder haben sich enorm entwickelt, sind fröhlich, aufgeschlossen, haben keine Angst mehr vor Musungos (den Weißen) und gehen auf uns herzlichst zu. Alle sind in bestem gesundheitlichen Zustand, sauber angezogen und haben auch einiges an Manieren gelernt. (4) Die Schulgebäude selbst wurden erweitert, es wurde ein eigenes Verwaltungsgebäude gebaut, neue Latrinen errichtet und die alten Gebäude saniert. Es gibt überall Schulmöbel (alle vom örtlichen Tischler angefertigt),(5) Schlafsäle im Internat für Buben und Mädchen, eine Bücherei, eine Küche, wo jetzt unter normalen Bedingungen gekocht werden kann. Der Speiseplan ist ausgeglichen, zum Großteil erfolgt die Versorgung mit Gemüse und Obst aus der eigenen Farm (6) und es ist eine Freude, den Kindern beim Essen und Trinken ihres Porridges zuzuschauen. Ellen ist die neue Internatsleiterin, (7) die sich rührend um die Kinder den ganzen Tag kümmert und eigentlich eine Art Ersatzmama besonders für die Kleinen ist. Ihr zur Seite steht zurzeit Melanie (8) aus Innsbruck, die ein dreimonatiges Volontariat hier macht und auch in den Klassen unterrichtet. Das ist sicher eine große Erfahrung fürs Leben, die junge Menschen als Volunteers hier machen können. Die Lehrerschaft hat sich bis auf einige seit dem Vorjahr sehr verändert, natürlich ist der „Headmaster“ Cesar (9) noch da, der das ganze Unternehmen Schule mit viel Umsicht und Gewissenhaftigkeit leitet. Er bekommt ein Schulbudget aus dem Schulgeld der Kinder und den Subventionen von KEC und muss davon alle Gehälter der Lehrer und die Fixkosten bezahlen, d.h. er muss sehr genau haushalten. Es wurden Schulbücher angeschafft, sodass jetzt für alle Kinder und Lehrer Bücher vorhanden sind, die Bücherei verfügt schon über einen gewissen Grundstock und wird von den Kindern gerne in Anspruch genommen. Das Thema Schullehrplan wäre in einer eigenen Abhandlung zu bearbeiten, Tatsache ist, dass das Niveau der Lehrer erschreckend niedrig und demzufolge natürlich auch die Ausbildung der Kinder sehr mangelhaft ist. Diese Lehrer hier verdienen natürlich nicht sehr viel und je besser ein Lehrer ausgebildeter ist, desto mehr möchte er natürlich verdienen. Es gibt auch hier Ausnahmen, aber bessere Lehrer bekommt man eben nur, wenn man bessere Gehälter zahlen kann. In diesem Fall erhoffe ich mir von den Spendern in Österreich kräftige Zuschüsse an Spenden, denn nur wenn wir das Niveau der Ausbildung heben haben auch die Kinder eine bessere Chance auf Bildung. Es gibt natürlich auch Ausnahmen von engagierten Lehrern, aber in der Gesamtheit mangelt es doch sehr. Hans hat als erfahrener Pädagoge gröbere Wissenslücken bei den Kindern, vor allem im Bereich von Rechnen und Schreiben, festgestellt, was er aber trotz intensiver Anstrengung in einem Monat nicht beheben konnte. (10) Aber der Gesamteindruck der Schule ist hervorragend, schließlich darf man nicht vergessen, dass KEC erst seit gut einem Jahr wirklich in die Schule investiert. Auch die Kinder, die in andere Schulen in der Umgebung gehen und am Wochenende in die Schule zurückkommen, sind glücklich und zufrieden.
Und dann die Farm! Im Vorjahr wurde gerade begonnen, die Rohdung und Bepflanzung der Grundstückes vorzunehmen, heuer blicken wir auf eine florierende, vielfältige Farm, (11) auf der alles angepflanzt wird, was die ugandische rote Erde hergibt. Die kleineren Kinder haben eigene Beete, die sie versogen, Unkraut jäten, gießen usw. und für die sie alleine verantwortlich sind. Dann haben wir jetzt einen Tierpark von Hühnern (60 Eier am Tag) (12) große und süße kleine Schweine, Ziegen, Kühe und ein Kalb und in der Schule sind auch noch Hasen. Es ist eine Gärtnerin als Farmmanagerin angestellt und ein Farmer, der auch auf der Farm wohnt. In meinen Augen ist diese Farm ein kleines Paradies, das wunderbar in die schöne grüne Landschaft Ugandas passt. Es konnte noch ein Grundstück am Rande dazugekauft werden, sodass jetzt von Kartoffeln bis Mais, Anananas und Salat alles angebaut werden kann. Die größeren Kinder sind genau nach Plan dazu eingeteilt, Futter für die Kühe (sie fressen vor allem Elefantengras), Ziegen, Hühner und Schweine zu bringen, die Kühe zu melken und die Ställe zu reinigen. Es wird jede Woche ein Arbeitsplan erstellt, sodass wirklich alle größeren Kinder ihren Beitrag auf der Farm leisten. Es wäre schön, wenn einige einmal auch diesen Beruf ergreifen würden, in Uganda gibt es viele Möglichkeiten, auf einer Farm zu arbeiten. Es ist natürlich mit viel Arbeit verbunden, diese Farm zu organisieren und darauf zu achten, dass der Versorgungsfluss nicht abreißt. Stefan ist da sehr konsequent und ruft diejenigen, die nicht so eifrig sind, schon zur Ordnung. (13) Es wurde ein 2. Gebäude errichtet, in dem unser Gästezimmer, das Zimmer des Farmers, ein Lagerraum und vor allem ein Spielzimmer mit überdachter Veranda für die Kinder vorhanden ist. Die kommen mit Allen und Melanie an einigen Nachmittagen von der Schule herauf und spielen und tollen herum, genau wie alle anderen Kinder auf der Welt (14). Es ist so erfreulich, sie beim Spielen oder Bearbeiten ihrer Beete zu beobachten, das ist genau diese Chance, die sie ohne das Projekt KEC nicht hätten. (14b) Hans hat sich sehr viel mit den Kindern beim spielerischen Lernen beschäftigt und auch der behinderten Claudia, die aus Madudu kommt, ein bisschen Nachhilfeunterricht gegeben. Ich habe begonnen, mit den kleineren Kindern zu nähen, d.h. ihnen gezeigt, wie man zerrissene Röcke und Hosen reparieren kann und es haben sich einige sehr geschickt angestellt. (15) Es wurden im Projekt 2 alte Singer Nähmaschinen angeschafft, sodass auch die größeren Mädchen sich jetzt selbst etwas nähen können und sie sind mit Feuereifer bei der Sache. (16)
Ich bin einfach so beeindruckt, wie es Gabriele und Stefan in 2 Jahren geschafft haben, eine ugandische NGO auf die Füße zu stellen und das ohne jegliches Bestechungsgeld!! (Korruption ist hier die Lieblingsbeschäftigung und normalerweise geht ohne die hier überhaupt nichts). Es ist ein toll funktionierender Verein, bei dem man in allen Belangen merkt, dass nur die Liebe und Sorge um die Kinder im Vordergrund stehen und dass vorbildliches selbstloses Handeln der Motor dieser Organisation ist. Das möchte ich allen Sponsoren und solchen die es hoffentlich noch werden, wirklich ehrlich übermitteln. Wenn man sieht, welch großer Aufwand es für die beiden ist, die Patenkinder alle zu betreuen, zu verwalten (dieser Aufwand ist bei 330 Patenkindern schon sehr groß) und für alle ein offenes Ohr und Herz zu haben, dann ist das schon gewaltig. Ich würde mir wünschen, dass sich ehrenamtliche Buchhalter und Verwalter zur Verfügung stellen, die die Büroarbeit unterstützen können.
Es haben sich wieder berührende Szenen bei der Übergabe der Patenbriefe durch uns abgespielt (17), manchmal konnte ich meine Tränen der Rührung nicht zurückhalten. Bitte liebe Paten, schickt wirklich alle 1 x im Jahr euren Patenkindern über Gabriele einen Brief und Fotos von euch. Ihr könnt euch nicht vorstellen, welche Freude dann herrscht, bei de Kleinen und aber auch bei den größeren Kindern. Wir hatten auch die Möglichkeit, die neue Schule von KEC in Bongole (18) zu besichtigen, wo bereits ein Klassengebäude steht und wo auf jeden Fall ein 2. Gebäude errichtet werden soll. Bongole ist eine sehr abgelegene Gegend und eigentlich nur mit dem Motorrad über Wege, die man nicht als Straßen bezeichnen kann, zu erreichen. (19) Aber dort sind sehr engagierte Lehrer am Werk, die den Kindern wirklich eine Chance auf Bildung geben. (20)
Wir durften auch wieder nach Madudu in die Pfarre von Father Josef (21) fahren und dort eine Schule besichtigen (ebenfalls eigentlich unerreichbar) die auch unterstützt wird. Alles in allem haben wir einige Projekt gesehen, wo überall KEC mithilft, den Kindern in Uganda eine Chance auf Bildung und eine bessere Zukunft zu geben und das war sehr beeindruckend für uns. In dieser kurzen Zeit haben es 2 junge Leute (natürlich schon auch mit der Unterstützung anderer) geschafft, ein derartiges humanitäres Projekt zu bewerkstelligen, das mich auf meine schon etwas alten Tage in der Seele berührt und dadurch auch mich vieles bei uns zu Hause anders sehen lässt, auf jeden Fall verschieben sich meine Wertigkeiten zu mehr Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Toleranz. (22)
Seien wir dankbar, dass unsere Kinder alle eine Chance auf Bildung haben und regen wir uns nicht allzu sehr über politische Quereleyen in Österreich auf.
Ich möchte alle Leser meines Beitrags bitten, machen Sie Werbung für Kindern eine Chance, animieren Sie Spender, so viele wie möglich, trotz des großen Erfolges ist noch sehr viel Arbeit notwendig!
„Webale“ Gabriele und Stefan, dass ihr uns diesen langen Aufenthalt in Zigoti ermöglicht habt, wir hoffen, wir sind euch nicht zu sehr zur Last gefallen!