Um dieses Erlebnis zu verstehen, muss man die Vorgeschichte kennen. Und dazu zitiere ich aus dem Tagebuch "Gabi und Stefan" von ihrem Aufenthalt Anfang 2010.
Versprechen muss man halten
Denn was da beschrieben worden ist, fanden wir 6 Wochen später bereits umgesetzt. Das Foto oben beweist es.
Und wer Stefans Motorradgeschichte, die in seinem Bericht vorkommt, liest, versteht auch Renates und meine "Wäsche" auf unserem Motorrad.
Auch ein Besuch in Madudu stand schon in der ersten Woche an.
In Mubende endet die asphaltierte Straße, dann sind es noch 25 Kilometer auf der von der Regenzeit schwer gezeichneten Sandstraße bis nach Madudu. Hier ist Father Joseph zuhause. Mittlerweile sind es knapp 70 Kinder die wir gemeinsam mit ihm unterstützen. Um die Patenkinder hier zu besuchen muss man aufs Motorrad umsteigen. Um die am weitesten entfernt lebenden Kinder zu besuchen brauchen wir nochmals etwa eine Stunde und 15 Minuten. Immer vorausgesetzt, dass es nicht regnet, denn dann sind manche der Wege überhaupt nicht mehr zu befahren.
Bei unserem Besuch im August zeigte uns Father Joseph auch eine Gemeinde die ihm besonders am Herzen liegt: Butimba. Hier fühlt man sich wirklich wie am Ende der Welt. Die Schule besteht aus ein paar Holzpfosten mit einem löchrigen Blechdach. Praktisch keiner der Bewohner hier spricht Englisch, die Amtssprache Ugandas. Der größte Wunsch der Menschen hier war eine echte gemauerte Schule zu bekommen, in der man auch in der Regenzeit unterrichten kann. Im August gaben wir dann vielleicht etwas voreilig das Versprechen, eine Schule zu bauen, wenn die Dorfgemeinschaft die notwendigen 12.000 Ziegel herstellt.
Nun war es soweit, Father Joseph erzählte uns, ein Großteil der Ziegel sei gebrannt, nur der Transport konnte noch nicht bewerkstelligt werden.
Also machten wir uns auf nach Butimba. Father Joseph nahm Alex, unserem Baumeister, auf den Sozius und Gabi und Stefan fuhren auf dem gemieteten Motorbike. Bei strahlendem Sonnenschein ging es los. Erst jetzt wurde uns so recht bewusst, was das für eine logistische Herausforderung sein würde all das notwendige Baumaterial über diese gerade mal mit dem Motorrad zu bewältigenden Wege nach Butimba zu bringen.
Dort angekommen wurden wir von der halben Dorfgemeinschaft schon erwartet. Sind über ganz Uganda gerechnet 50% der Bevölkerung unter 15 Jahren, scheinen es hier nochmals mehr Kinder zu geben. Knapp 200 Kinder waren im letzten Jahr hier in der Schule, deren Betrieb aber nur sehr sporadisch funktionierte. Father Joseph rechnet mit durchaus der doppelten Zahl, wenn der Schulbetrieb zukünftig wirklich geregelt ablaufen wird. Über 30 Kinder starben in den letzten 2 Monaten der Regenzeit hier an Malaria. Es gab einfach keine Medikamente, und selbst für jenen die das Geld hätten, um sich in der nächsten Gesundheitsstation behandeln zu lassen, ist diese in der Regenzeit kaum zu erreichen.
Die Besprechungen in Butimba begannen, der Bauplatz wurde festgelegt, die Größe des ersten Schulgebäudes bestimmt, und nochmals klargelegt, dass wir von Seiten der Dorfgemeinschaft tatkräftige Mitarbeit erwarten. Alex begann mit Schnüren die Fundamente zu kennzeichnen, während wir noch dorthin fahren wollten, wo die Ziegel sein sollten. Glaubten wir in Butimba bereits am Ende der Welt zu sein, wurden wir eines besseren belehrt. Es ging weiter 15 Minuten einen Hügel hinab, bis wir endlich die kleinen Ziegelmeiler erreichten. Ein europäisches Vorstellungsvermögen ist schlichtweg überfordert sich hier einen Pickup-Truck vor zu stellen, der diese Ziegel zum Bauplatz bringt. Selbst einen Pickup nach Butimba zu bringen erscheint schon an der Grenze des Möglichen, aber Father Joseph und Alex sind zuversichtlich, dass das klappt.
Wie auch immer, ein gegebenes Versprechen muss man halten. Auf der Rückfahrt vom Ziegelweiler nach Butimba beginnt es zu regnen. In Butimba angekommen schüttet es aus Kübeln, für Jänner etwas wirklich Außergewöhnliches. Man hat uns etwas gekocht. Wir essen während wir hoffen, dass der Regen aufhört. Die Vorstellung, hier in Butimba zu bleiben und auf dem Lehmboden zu schlafen, ist auch nicht die angenehmste. Endlich lässt der Regen nach. Alex muss die Dorfgemeinschaft noch instruieren, was bis zum nächsten Besuch gemacht sein sollte, ehe wir hoffentlich mit einem Pickup und Zement wiederkommen.
Father Josephs Motorrad ist eine Crossmaschine, er wird wohl schneller als wir vorankommen, also fahren wir voraus. Ein Fehler, wie sich später herausstellen wird. Die Rückfahrt wird zur Odysee. Einmal falsch abgebogen und schon ist man verloren. In den Senken steht das Wasser oft 30cm tief. Die Hügel aufwärts sind die ausgeschwemmten Wege mit den Reifen, die nur noch die Andeutung eines Profils aufweisen, nicht zu bewältigen. Dreieinhalb Stunden später sind wir bis auf die Haut durchnässt und am Ende unsere Kräfte endlich wieder in Madudu. Es wird wirklich eine Herausforderung, dort in Butimba eine Schule zu bauen.