Eigentlich kann ich schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich angefangen habe an diesem Bericht zu arbeiten/schreiben und jedes Mal habe ich ihn wieder verworfen. Es fällt mir nach wie vor schwer meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Im Grunde weiß ich einfach nicht wo ich anfangen und wo ich aufhören soll, denn es gäbe so viel zu erzählen über meine Zeit bei Kindern eine Chance in Zigoti. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass viele Dinge, welche ich erlebt habe, gar nicht erzählt werden können, erstens weil es keine Worte dafür gibt und zweitens, weil es nicht mal die Menschen rund um mich herum verstehen würden, geschweige denn nachvollziehen könnten. Das war auch die Antwort für meine Familie, meine Freunde und Bekannten, wenn sie mich gefragt haben, ob ich ihnen etwas aus meiner Zeit in Uganda berichten würde. So positiv wie ich jetzt an die Zeit mit den Kindern in der Christoph Bettermann Schule 1 und 2 zurückdenke, wie sehr ich so manchen von ihnen auch vermisse, so schwierig war es manchmal für mich mit den Erwachsenen vor Ort zusammen zu arbeiten. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass so manches Problem wahrscheinlich gar nicht aufgetreten wäre, wenn ich aus der gleichen Kultur und Gesellschaftsschicht gekommen wäre. Wir „Weiße“ schreien uns so fortschrittlich und glauben oft besser zu wissen, was gut und was schlecht ist. Wir gehen wie selbstverständlich davon aus, dass wir den Menschen vor Ort unser Wissen und unsere Art zu Arbeiten aufs Auge drücken müssen und dass sie das sofort eins zu eins übernehmen sollten. Aber so einfach ist das nicht. Oft habe ich für mich gedacht, dass alles vergebene Liebesmüh ist. Oft habe ich mit Gabi und Stefan sowie mit meinen Volunteerskollegen/innen darüber gesprochen, dass unser Handeln, unser gutes Beispiel vorleben, auf keinen fruchtbaren Boden fällt und dass ich persönlich keine Weiterentwicklung sehen würde. Sehr tröstend waren dann für mich die Worte von Gabi und Stefan, dass sie selbst, seit der Gründung von KeC vor 9 Jahren, sehr wohl eine Weiterentwicklung und Fortschritte beobachten könnten.
Ein Beispiel für meine persönlichen Schwierigkeiten war die Tatsache, wie geringschätzig viele Ugander vor allem mit Kindern mit Handicap umgehen. Ich brauchte eine gefühlte Ewigkeit um zu realisieren, welch niedrigen Stellenwert behinderte Kinder in der Gesellschaft und in der Familie überhaupt haben. Dass vieles davon durch die Kultur beeinflusst wird, den Glauben der Menschen und auch den politischen Gegebenheiten (Situation) muss eigentlich nicht erwähnt werden, aber es ist sehr essentiell um vieles bzgl. behinderter Menschen in Uganda überhaupt verstehen und nachvollziehen zu können.
Jetzt im Nachhinein bin ich aber total froh und glücklich, dass ich 5 Monate in den zwei Christoph Bettermann Schulen verbringen konnte. Mit den Kindern hatte ich eine wirklich wunderschöne Zeit, welche ich absolut nicht missen möchte. Viel Sicherheit bekam ich in den ersten zweieinhalb Monaten von Gabi und Thomas, welche jederzeit per Mail oder WhatsApp erreichbar waren bei evtl. Anliegen und Problemen. In meiner zweiten Halbzeit waren Gabi und Stefan sogar selbst vor Ort. So war es mir auch noch möglich in dieser Zeit andere Projekte und Standorte von Kindern eine Chance mit ihnen zu besuchen und dadurch bekam ich einen noch besseren Eindruck von der Organisation. Riesig gefreut hat mich, dass ich die Räumlichkeiten der Christoph Bettermann 2 Schule mit Malereien, wo auch die Kinder mitentscheiden konnten, künstlerisch gestalten durfte. Es sind einige schöne Motive entstanden. Das für mich Schönste war aber, dass wir alle gemeinsam einen Lebensbaum gestalteten, mit den Handabdrücken als Blätter von Groß und Klein. Rückblickend gesehen kann ich nur so viel sagen: Ich würde es wieder machen! Wenn möglich, würde ich mich aber besser darauf vorbereiten. Bei einem freiwilligen Einsatz im Ausland, in einer fremden Kultur lernt man vor allem sich selbst besser, wenn nicht ganz neu kennen. Man muss seine Komfortzone jeden Tag aufs Neue verlassen, man spürt sich selbst und das Leben auf ganz besondere Weise. Es bedarf einiges an Einfühlungsvermögen und vor allem die Bereitschaft, sich auf das Fremde einzulassen. Dadurch lernt und erfährt man aber auch sehr viel über sich selbst und das Andere. Es bereichert den eigenen Horizont und man schaut vermehrt wieder über den eigenen Tellerrand.